Am Anfang war das Wasser. Das Wasser war schon da, als Gott nach der biblischen Schöpfungsgeschichte mit seinem Werk beginnt. Wasser ist eine Gabe Gottes, die dem Leben dienen muss, sagt der brasilianische Bischof Luiz Flavio Cappio, ein Franziskaner aus Barra und Inhaber des Weltbürger-Preises der Kantstiftung für 2009. Wasser ist nicht einfach H2O, also eine nützliche Flüssigkeit, sondern die Grundvoraussetzung für alles Lebendige, der Ursprung allen Seins.
Die neuseeländischen Maori unterscheiden explizit zwischen göttlichem Wasser, waiora, und gewöhnlichem Wasser, wai maori, Menschenwasser, wie es zum Trinken, Kochen und Waschen gebraucht wird. Waiora ist das Medium von Geburt und Tod, nur dieses Wasser wird als spirituell heilsam erachtet und ist das Wasser nur Auserwählten bekannten Quellen, ist Wasser des Nebels, des Taus und des Regens
Wasserspiritualität
Astronaut Gene Cernan sah vom Mond aus die wunderschöne Erde in einem fantastischen dunklen Blau, und fühlte ein inneres Bedürfnis den Schöpfer zu loben, da er nicht mehr an einen kosmischen Unfall glauben konnte.
Die Sonne bläst pro Sekunde ca. 1 Mio Tonnen Wasserstoffkerne ins All. Teile davon wurden flüssig, eisförmig oder als Dampf auf unseren Planeten verfrachtet. Thales von Milet stellte fest, dass die Welt aus Wasser bestehe.
Wasser ist im heutigen Palästina so kostbar, dass der Präfekt von Kabfr Kana in Galiläa sagt, dass wenn Jesu noch einmal nach Kana käme, man ihn bitten würde, Wein in Wasser zu verwandeln.
Die gängige Wahrnehmung des Wassers in den Städten Europas ist ein 30 cm langer Wasserstrahl der aus dem Hahn strömt und Sekunden später im Ablauf verschwindet.
Das Wasser ist das Blut der Erde. Es versorgt die Natur mit allem, was sie zum Ueberleben braucht. Und es entsorgt vieles, was die Natur krank machen und vergiften könnte.
Wir Kinder des Wassers verschlingen in unserem unersättlichen Wüten unsere eigene Mutter (M. Barros)
Was die Menschen der Erde antun, tun sie Christus selbst an (Kol 1,15)
Wasser ist ein knappes Gut. Auf dem weltweiten Wassermarkt kaufen Firmen wie Coca Cola und Nestlé Mineralquellen auf, und stossen sie aber auch wieder ab, wie vor kurzem Nestlé in den USA
Ihr werdet Wasser schöpfen aus der Quelle des Heils, rief Jesaia.
Gott hat den Messias beim oberen Teich, am Ende von Jerusalems Wasserleitung, verheissen (Jes 7,2ff).
Bitten wir Gott darum, dass er seinen Geist wieder über seinen Wassern wehen lässt.
(Genesis 1,1) (wurde für israelitische Bauern und Handwerker in Babylon geschrieben)
Wasser ist Leben, Ursprung des Lebens und ausdruckstärkstes Symbol des ewigen Lebens (Leonardo Boff)
Die letzte Verheissung der Bibel gilt dem Wasser
Offenb 22:17 Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, sage: Komm! Und wer dürstet, der komme, und wer will, der nehme vom Wasser des Lebens, umsonst.
Daher sind die Erde und Wasser zum Bestandteil des Gebets und der Einheit mit dem Göttlichen zu machen (M. Barros)
Die wahre Genesis liegt nicht im Anfang, sondern am Ende, meinte Ernst Bloch in Prinzip Hoffnung.
Versorgung der Menschen mit täglichem Brot und Trinkwasser
Regen zur rechten Zeit
5Mose 11:13 Wenn ihr nun auf meine Gebote hört, die ich euch heute gebe, und den HERRN, euren Gott, liebt und ihm von ganzem Herzen und von ganzer Seele dient,
5Mose 11:14 dann werde ich eurem Land Regen geben zu seiner Zeit, Herbstregen und Frühjahrsregen, und du wirst dein Korn, deinen Wein und dein Öl einbringen,
5Mose 11:15 und ich werde deinem Vieh auf deinem Feld Gras geben, und du wirst dich satt essen können.
5Mose 11:16 Achtet aber darauf, dass euer Herz sich nicht verführen lässt und ihr nicht abfallt und anderen Göttern dient und sie anbetet
Am Sabbat kein Manna
2Mose 16:26 Sechs Tage sollt ihr es sammeln, aber am siebten Tag ist Sabbat, da wird nichts da sein.
2Mose 16:27 Am siebten Tag aber gingen einige aus dem Volk hinaus, um zu sammeln, doch fanden sie nichts.
2Mose 16:28 Da sprach der HERR zu Mose: Wie lange weigert ihr euch nun schon, meine Gebote und Weisungen zu halten?
2Mose 16:29 Seht, der HERR hat euch den Sabbat gegeben. Darum gibt er euch am sechsten Tag Brot für zwei Tage. Jeder bleibe, wo er ist, am siebten Tag verlasse niemand seinen Platz.
2Mose 16:30 So ruhte das Volk am siebten Tag.
2Mose 16:31 Das Haus Israel aber nannte es Manna. Und es war weiss wie Koriandersamen und hatte einen Geschmack wie Honigkuchen.
Was die Menschen der Erde antun, tun sie Christus selbst an (Kol 1,15)
Die Europäische Wassercharta von 1968 hält fest:
„Es gibt kein Leben ohne Wasser und die Süsswasserreserven sind nicht unerschöpflich. Wer die Wasserqualität verdirbt, schadet dem Menschen und den anderen Lebewesen. Für die Bewahrung der Wasserreserven ist die Aufrechterhaltung einer angemessenen Pflanzendecke, vorzugsweise im Wald ein wesentlicher Faktor“. Die OECD strebt nach effizienterer Nutzung des knappen Gutes um die Ernährung von 9 Milliarden Menschen sicherzustellen und empfiehlt Massnahmen zu Verteuerung des Wassers, während die chinesische Regierung 260’000 (sic) Soldaten in die Dürregebiete im Südwesten Chinas abkommandiert hat, um Aberzehntausende von Dämmen, Brunnen, Pumpstationen und Wasserleitungen zu bauen.
Umweltwissenschafter warnen von diesen einseitigen technischen und ökonomischen Massnahmen, da sie nicht nachhaltig sein können. Es braucht eine Lösung aus dem Kopf der betroffenen Bevölkerung, einen Akt der ökologischen Spiritualität. In südlichen Teil Nigers fällt z.B. gerade genügend Regen, um eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Genau dort lebt auch der grösste Teil der schnell wachsenden Bevölkerung des Landes, was zu einer bedeutenden Zerstörung der Umwelt geführt hatte. Seitdem die Bauern davon überzeugt werden konnten, die Bäume vor dem Urbarmachen der Felder nicht mehr zu roden, stehen nun wieder Bäume auf den Feldern. Heute wachsen zwanzig Mal so viele Bäume wie vor einem Vierteljahrhundert in einer Symbiose mit den Menschen, der Tierwelt und der Mutter Erde.
Dem Jordan geht das Wasser aus
In der Nähe des heutigen Kasr al-Jahud am Unterlauf des Jordans soll der biblischen Ueberlieferung nach Jesus getauft worden sein. Der Jordan war bis zum Eingreifen des Menschen in das Oekosystem in den 30er-Jahren des 20. Jh. bis zu 65 m breit. Heute ist der Fluss nicht nur dreckig und vom Austrocknen bedroht, er ist an einigen Stellen nur noch knöcheltief, und wegen des hohen Salzgehaltes sind Bäume wie Pappeln oder Weiden und Tierarten wie Otter völlig verschwunden.
Der stolze Fluss, soll heute eher einem stinkenden Rinnsal als einem Leben spendenden Bach gleichen, Sicherheitskräfte müssen taufwillige Touristen sogar darauf hinweisen, dass eine Taufe im Jordanwasser gesundheitliche Risiken mit sich bringen könne. Der vor einiger Zeit veröffentlichte neue Umweltbericht listet aber auch Wege auf, wie Israel, Jordanien und die Palästinenser Wasser sparen könnten, damit der Jordan sich wieder erholt. Um effektive Lösung zu entwickeln, müsste zuerst Frieden unter den Menschen geschaffen werden, dann kann Frieden zwischen den Menschen und der Umwelt im Heiligen Land der Religionen wachsen. Hans Küng postulierte schon zu Beginn der 90-iger Jahre, dass es ohne Frieden unter den Nationen und Religionen keinen Frieden mit der Natur geben werde.
Viel Schnee im Himalaja erhöht das Dürre-Risiko
Die Beobachtung ist bereits vor über hundert Jahren gemacht worden: Schneit es stark im Himalajagebirge, so ist mit schwachem Monsunregen auf dem indischen Subkontinent zu rechnen. Im November hat es jeweils laut dem indischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung im Westhimalaja etwa mehr als 70 Prozent mehr geschneit als normal. Ueber dem Gebirge kühlt es ab und die Monsunregen nehmen ab, umso mehr je weniger die Wetterphänomene El Nino oder La Nina dominieren, die im tropischen Pazifik warme bzw. kalte Bedingungen bringen und dadurch die Regenmenge in Indien beeinflussen. Trockenheit am Anfang der Wachstumsphase kann den Ernteertrag massiv senken. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung in Indien und in Süd- und Ostasien sind auf den Monsunregen angewiesen.
Heute wird ein Wasserkrieg, ein Ringen um den Sohn des Brahma, im Himalaya zwischen China und Indien befürchtet. Ein Wasserkrieg der bevölkerungsreichten Staaten der Welt mit je ca. 1,4 Mia Menschen. Ursache ist der Bau eines enormen Staudammes am Brahmaputra, dem bedeutensten Fluss für Indien und Bangladesch.
Wem gehört das Wasser?
Die Sonne bläst pro Sekunde ca. 1 Mio Tonnen Wasserstoffkerne ins All. Teile davon wurden flüssig, eisförmig oder als Dampf auf unseren Planeten verfrachtet. Thales von Milet stellte fest, dass die Welt aus Wasser bestehe. Das Gesamtwasservolumen beträgt 1,4 Mia km3, davon sind 40 Mio km3 Süsswasser, davon sind wiederum nur 3,5 km3 in Oberflächengewässern. 9’000 km3 beträgt die für die Menschen nutzbare und sich jährlich erneuernde Wassermenge, diese genügte für 20 Mia Menschen, wir müssten sie nur gerecht verteilen. Wasser ist im heutigen Palästina so kostbar, dass der Präfekt von Kabfr Kana in Galiläa sagt, dass wenn Jesu noch einmal nach Kana käme, man ihn bitten würde, Wein in Wasser zu verwandeln. Bitte ein Kamel um Milch, bitte deine Frau um Kinder, aber Wasser erbitte nur von Gott, sagt ein Sprichwort der Tuareg.
Ihr werdet Wasser schöpfen aus der Quelle des Heils, rief Jesaia.
Das Wasser gehört unseren Kindern, ihnen gehört die Zukunft die Erde. Das Wasser gehört der Erde und die Erde gehört nach der Schrift Gott, und wir müssen mit ihm achtsam umgehen. Gott hat den Messias beim oberen Teich, am Ende von Jerusalems Wasserleitung, verheissen (Jes 7,3ff). Nach der Sure 19 erblickte Jesus in der Wüste an einer unter einer Dattelpalme sprudelnden Wasserquelle das Licht der Welt. Die wahre Genesis liegt nicht im Anfang, sondern am Ende, meinte Ernst Bloch in Prinzip Hoffnung. Bitten wir Gott darum, dass er seinen Geist wieder über seinen Wassern wehen lässt.
Oekologisches Unser Vater
von Helmuth Werner, Theologe
Unser Vater im Himmel
1 Dein Name werde geheiligt
2 Dein Reich des ökumenischen Friedens komme
3 Dein ökologischer Wille erfasse den ganzen Kosmos
4 Unser tägliches Wasser und Brot gib uns heute
5 Deine Schöpfung heile und erneuere immer fort,
so wie wir sie in Deinem Licht als unsere Mutter achten
und
6 verhindere, dass wir weiterhin in Versuchung kommen
7 unser aller Lebensgrundlagen zu zerstören
Denn du bist die sprudelnde Quelle allen Lebens und schöpferischen Friedens in Ewigkeit Amen
„Wir haben keine Zeit mehr zu diskutieren“
sagte vor kurzem der Direktor des Deutschen Bundesamtes für Umwelt. Seit 2010 ist Wasser ein Menschenrecht, aber leider (noch) nicht einklagbar. Es gibt einen breiten internationalen Konsens, dass es kein privates Eigentum an Wasservorkommen, egal wo immer auf diesem Planeten, geben kann. Wir haben keine globale Wasserknappheit. Es handelt sich um regionale Wasserkrisen, in der arabischen Welt, in grossen Teilen Asiens, Südamerikas und immer mehr auch im Süden Europas. Bei der Wasserfrage haben wir in diesen Teilen der Welt einfach keine Zeit mehr zu diskutieren, was zu tun ist, es ist 1 Minute vor Zwölf. Wir müssen das Trinkwasser vor allen menschengemachten Verschmutzungen schützen. Der nächste Welttoilettentag findet am 19. November 2021 statt. Nicht nur das Recht auf Wasser peinigt die Weltbevölkerung, sondern auch der Anstieg der Ozeane infolge des Klimawandels insbesondere auch der Abholzung der Regenwälder bedroht insbesondere durch Überschwemmung und Versalzung, bzw. Untergang ganzer Gebiete in Banglasesch, den Fidschi-Inseln und Vanuatu im Pazifik, während sich dort ein neuer „Kontinent“ aus Plastikabfällen bildet. Wir haben keine Zeit mehr zu diskuieren.
Weltwassertag 22. März 2021 Prof. Dr. Helmuth Werner, Architekt + Pfarrer